Auf Instagram findet man am Ende des Jahres immer wieder die beliebten “best nine” Postings von Fotografen, Models und Künstlern aller Art. Vor ein paar Jahren war das etwas, das ich auch gerne erstellt habe. Etwas, das mir sogar wichtig war. Seit einiger Zeit – bereichert mit Erfahrung nicht nur in den Sozialen Medien sondern auch im “echten” Leben – kümmert mich das ganze überhaupt nicht mehr. Und ich schüttel regelmäßig mit dem Kopf, wenn ich diese Postings sehe. 

So viele Dinge werden dieser Tage daran gemessen, wie erfolgreich der letzte Post auf Facebook war. Oder wie viele virtuelle Herzchen das Bild von der Pizza auf Instagram erhalten hat, dass wir den Fokus verlieren. Den Fokus auf die Dinge die wirklich zählen. Nichts ist bedeutungsloser als ein Like auf Facebook oder Instagram. So viele Dinge können das “Ranking” beeinflussen. Von einem ominösen, sich dauernd verändernden Algorithmus, der die Postings vor den eigenen Followern versteckt, über lokale Feiertage bis hin zu Spam und Fake-Follower. Likes als ein Mess-Indikator zu benutzen ist von vornherein fehlerbehaftet.

Worauf wir uns stattdessen fokussieren sollten, ist die Interaktion. Oder besser, die Diskussion die unter (vor oder über) einem Kunstwerk oder jeder anderen Wortmeldung stattfindet. Wenn ein Mensch die stupide Monotonie des Scrollens durch den Feed durchbricht um einen Kommentar zu verfassen, und dadurch sein Interesse an diesem Werk kundtut, ist das weitaus befriedigender als ein einfacher, mit einer Daumenbewegung verteilter Like. Es hat zudem sehr viel mehr Auswirkungen. An einem harten Tag kann ein netter Kommentar einem ab und zu die Laune verbessern.

Ein anderer Aspekt, den wir in der Jagd nach den kleinen roten Herzchen oft vergessen, ist es, im Moment zu leben. So viele tolle Momente und positive Erfahrungen wären verloren gegangen, wenn mein erster Gedanke “das wäre ein guter Instagram-Post” gewesen wäre. Stattdessen den Moment wirklich wahr zu nehmen, anstatt ihn für den nächsten 1k Post zu manipulieren, ist so viel erfüllender. 

Darum bin ich für jeden der tollen Kommentare und das generelle Feedback, das mich erreicht hat, unglaublich dankbar. 

Weiter weiter ins Verderben. The sky is the limit.

 

Schwarz weiß Fotografie von junger Frau am Wasser vom Fotograf Sebastian Becker aus Köln

 

Dies ist die leicht angepasste, deutsche Übersetzung meines Artikels “Don’t work for likes, work for comments” vom 01. Januar 2018 erschienen auf meinem damaligen Blog “Behind Photography”.

 


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